Agil „eingeführt“. Und trotzdem keine Veränderung? 🤯

Agil „eingeführt“. Und trotzdem keine Veränderung? 🤯

Agilität sollte mal alles besser machen: schneller, schlanker, innovativer.
Heute reagieren viele auf das Wort nur noch genervt – oder mit Galgenhumor.

In einem Geschäftsführer-Workshop fiel kürzlich der deftige Satz:
„Wenn ich ‘Scrum’ oder ‚Agil‘ höre, krieg ich das Kotzen.“
Der Raum schwieg. Und dann wurde genickt. Von vielen.

Was ist passiert?

Wie aus einer Haltung ein Produkt wurde

Ich komme selbst aus der Technologie- und Softwarewelt – u.a. SAP, ERP, digitale Transformation bei Großunternehmen und im Mittelstand.
Ich war dabei, als agile Methoden in IT-Projekten eingeführt wurden, um echte Probleme zu lösen:

  • 👨‍💻 Kundenbedürfnisse besser verstehen statt starre Lastenhefte abarbeiten
  • 🔁 Iterativ entwickeln statt 2-Jahres-Wasserfallmodelle durchziehen
  • 🤝 Zusammenarbeit & Kommunikation statt starrer Prozesse und Silos

Der agile Gedanke war nie das Ziel – sondern ein Weg, besser zu arbeiten.
Doch irgendwann wurde aus einer Haltung ein Markt. Ein Produkt. Ein Etikett.

Heute wird Agilität oft verordnet wie Hustensaft.
In der Hoffnung, dass es schon irgendwas besser macht.
Und genau das ist das Problem.

Wenn Agilität nicht wirkt

In der Praxis sehe ich heute immer wieder dasselbe Bild:

  • Agile Methoden werden „ausgerollt“, ohne zu klären, was eigentlich verändert werden soll
  • Führung verändert sich nicht – sie wird nur neu benannt
  • Kontrolle verschiebt sich von „Top-down“ auf „Peer-Level“: Kolleg:innen müssen sich täglich voreinander rechtfertigen
  • Scrum wird zur neuen Bürokratie – mit Prozessdogmen statt Beweglichkeit

Die Wirkung? Frust. Zynismus.
Und Rückfall in alte Muster – nur mit neuen Begriffen.

Wo Agilität Sinn ergibt – und wo nicht

Agilität wirkt dort, wo sie gebraucht wird – nicht dort, wo sie gerade en vogue ist.
Hier ein paar ganz praktische Unterscheidungen aus meiner Arbeit:

✅ Agilität passt gut, wenn:

  • der Zielzustand noch nicht vollständig bekannt ist
  • viele Rückkopplungen mit Kunden oder Nutzenden notwendig sind
  • eine hohe Veränderungsdynamik vorliegt
  • Kreativität, Lernen und Iteration zentral sind
  • interdisziplinäre Teams echte Gestaltungsspielräume haben

Typische Einsatzfelder: Produktentwicklung, Innovationsprojekte, UX-Design, digitale Transformation, cross-funktionale Strategiearbeit

🛑 Agilität passt weniger, wenn:

  • der Ablauf standardisiert ist (z. B. repetitive Tätigkeiten, klare Prozessvorgaben)
  • Klarheit, Routine und Stabilität wichtiger sind als Veränderung (z. B. Qualitätssicherung, routiniertes Arbeiten nach einem stringenten „Rezept“)
  • die Organisation nicht bereit ist, Führung, Verantwortung und Kultur anzupassen
  • Agilität nur „aufgesetzt“ wird, ohne strukturelle Konsequenzen

Fazit:
Agilität ist kein Ziel. Sie ist Werkzeug und Haltung zugleich – mit klaren Voraussetzungen.
Und nicht jedes System braucht dasselbe Werkzeug.

Wo Agilität wirkt: Mein Besuch im DigiLab Hamburg

Letzte Woche war ich zu Besuch im DigiLab des LSBG Hamburg – dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer.

In der DigiCave stand ich mit Digitalbrille mitten im virtuellen Straßenraum.
Verkehrsflüsse, Brückenprojekte, Lichtsignalanlagen – nicht als PowerPoint, sondern als begehbare Realität.

Die DigiCave ist ein sogenanntes CAVE-System (Cave Automatic Virtual Environment), bei dem Inhalte auf Wände und Boden projiziert werden.
Durch 3D-Tiefendarstellung und Headtracking entsteht eine immersive Umgebung, in der komplexe Bauvorhaben digital begehbar werden für Bürger:innen, Planer:innen und Entscheider:innen.

Der konkrete Nutzen für alle Beteiligten:

  • 🚶 Infrastrukturprojekte können realistisch begangen werden – lange vor Baubeginn
  • 💬 Beteiligungsformate werden verständlicher und transparenter
  • 💰 Fehlentscheidungen werden minimiert – Investitionen besser abgesichert

Warum Agilität im DigiLab Hamburg wirkt:

Weil sie dort nicht als Buzzword eingeführt, sondern als Haltung gelebt wird.

Im DigiLab des LSBG Hamburg wird Agilität mit echtem Mehrwert verbunden: crossfunktionale Teams, Raum für Co-Kreation, direkte Rückkopplung mit Nutzenden und ein klarer Purpose – nämlich städtische Mobilität intelligenter, effizienter und bürgernäher zu gestalten. Kein Theater, keine Show, sondern praxisnahe Umsetzung mit Wirkung.

Drei Tipps für mehr Wirkung statt Theater

  • Beginne nicht mit dem Framework – sondern mit dem Problem.
    Was soll sich eigentlich verbessern? Worum geht’s wirklich?
  • Sorge für psychologische Sicherheit, bevor Du Transparenz forderst.
    Kein Stand-up der Welt ersetzt Vertrauen im Team.
  • Betrachte Agilität als Einladung zur Auseinandersetzung, nicht als Auszeichnung.
    Sie muss verdient – nicht verordnet – werden.

Dein nächster Schritt?

Wenn Du Agilität wirklich nutzen willst – nicht als Etikett, sondern als Haltung – dann brauchst Du keine Tool-Schulung.

Du brauchst Räume, in denen Energie entsteht, Klarheit wächst und Verantwortung neu gedacht wird.

Wenn Du Lust hast, das für Deine Organisation zu gestalten:
👉 Ich begleite Dich mit Moderation, Facilitation, Coaching und Keynotes, die Wirkung entfalten.

Mehr dazu auf www.frankschmidt.de oder direkt im Gespräch.

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